Jedes Jahr wird es schwieriger für die Jury. Denn jedes Mal erreichen uns mehr Einreichungen zum Schreibwettbewerb der Münchner Bücherschau Junior, des Friedrich Bödecker Kreis Bayern und der Isarautoren. 95 junge Schreiberinnen und Schreiber haben dieses Jahr zur Feder gegriffen und ihre kreativen Meisterwerke eingereicht. Die allerallerbeste stammt – so hat es die Jury entschieden – von Cleo, die damit die Gesamtgewinnerin ist. Herzlichsten Glückwunsch von allen Kolleginnen un Kollegen aus dem Kreis der Isarautoren. „Annemone und der hilfreiche Zettel“ wurde bei der Siegerehrung am 21. März auf der Münchner Bücherschau Junior höchstpersönlich von Checkerin Marina vorgelesen, die gemeinsam mit Veranstalterin Birgit Franz auch den Siegertext ausgesucht hat. Cleo gewinnt eine Lesung der Isarautorin Steffi Freitag mit ihrem neuesten Buch „Unterirdisch“. Eine kleine Kostprobe konnte Cleo auch schon hören, denn Steffi hat – als Premiere – einen kleinen Ausschnitt vorgelesen.

Die Gesamtsiegerin wird aus den Gewinnertexten der Altersgruppen ermittelt. Für die einzelnen Gewinnerinnen und Gewinner der Altergruppen und zwei Gewinner der Sonderpreise gab es Buchgeschenke und einen goldenen Stift zum Weiterschreiben. In der Altersgruppe bis 7 Jahre gewann Ella, 7 Jahre, mit ihrem Glitzer-Ausflug in tierischer Begleitung in der Geschichte „Die Magische Welt“. Die beste Geschichte in der Altersgruppe bis 9 Jahre kommt von Cleo, 9 Jahre, mit „Annemone und der hilfreiche Zettel“ – eine wunderbare Fabel darüber, wer zuletzt lacht. Gratulation an Gustav, 10 Jahre, der eine Zeitmaschine super kreativ mit Hustensaft befeuert. Er gewinnt bei den Teilnehmenden ab 10 Jahre. Auch dieses Jahr gibt es zwei Sonderpreise. Die Jury verleiht den Sonderpreis für eine besonders spannende Geschichte im Kühlschrank an Jonathan, 9 Jahre. Besonders gelacht wurde bei der Geschichte von Oskar, 11 Jahre – eine kleine Witzrakete.

Und das sind in diesem Jahr die besten Geschichten aus München:
Ellas Geschichte (Siegerin in der Gruppe bis 7 Jahre): Die Magische Welt


Cleos Geschichte (Siegerin in der Gruppe 8-9 Jahre und Gesamtgewinnerin): Annemone und der hilfreiche Zettel



Gustavs Geschichte (Sieger in der Gruppe 10-12 Jahre): Die Zeitmaschine
Der Wald war still, ungewöhnlich still. Doch da huschte ein Schatten von Baum zu Baum. Es war Henry. Er drang immer tiefer in den Wald vor, vorbei an alten Buchen und grünen Eichen. Auf dem Boden lag Laub, Pilze wuchsen auf morschen Baumstämmen. Ein Eichhörnchen kletterte einen Baum hinauf und knabberte an einer Nuss. Und dort stand sie, seine Erfindung: ein kleiner Kasten aus Metall.
Henry war sich sicher, jetzt würde sie funktionieren. Er tüftelte noch ein bisschen daran herum. In den letzten acht Monaten hatte er daran gebaut und jetzt war sie fertig, die Zeitmaschine. Er drückte noch ein paar Knöpfe und legte einen Hebel um. Dann ratterte die Maschine los. Er stellte die Zeit auf den 2. April 2098 und drückte den roten Knopf. Es gab einen lauten Knall und ein lila Blitz zuckte auf. Sein Körper fühlte sich komisch an, so als würden sich seine Organe aus ihm heraus zwängen wollen. Ihm wurde übel. Er drehte sich und wirbelte herum, dann landete er auf dem harten Boden.
Er blickte auf. Er lag auf einer Art Straße. Vor Henry quietschten Reifen, ein Auto kam zum stehen. Es war sehr eckig, man konnte nicht durch die Fenster schauen. Er blickte auf zum Fahrer, doch da saß keiner. Eine Tür des Autos öffnete sich. Ein Mann stieg aus. Er hatte einen weißen Kittel an.
“Wieso liegst du hier auf der Straße herum?”, fragte der Mann.
“Wieso haben sie keinen Fahrer?”, antwortete Henry.
„Blöde Frage, Autos haben doch keinen Fahrer. Autos fahren von selbst”, antwortete der Mann ,,Komm steig ein!”
Im Auto waren vier Sitze, eine Teekanne, eine Art Mikrowelle und ein Fernseher. Eine blonde Frau saß auf einem der Sitze.
Sie fragte: “Warst du das, der sich auf die Straße gelegt hat?” ,,Ja” sagte Henry verlegen. Das Auto fuhr los. ,,Willst du etwas zum Essen haben?” fragte der Mann. ,,Gerne”, antwortete Henry. Der Mann holte ein kleines Tütchen mit einem schwarzen Pulver aus dem Handschuhfach. Er schüttete eine kleine Menge grüne Flüssigkeit dazu, das Tütchen fing an zu brutzeln. Der Mann wollte es gerade in die Mikrowelle legen, als Henry schrie: ,,Wollen sie mich etwa vergiften?” ,,Das ist doch ganz normales Essen“, sagte der Mann. Er beugte sich zur Frau vor und flüsterte: ,Glaubst du nicht, der Junge hat sein Gedächtnis verloren? Geben wir ihn besser bei der Polizei ab.” Die Frau nickte, das Auto fuhr noch ein bißchen, dann blieb es vor einer Glaskuppel stehen, auf der ein Schild mit der Aufschrift “Polizei” prangte.
,,Geh da rein, da wird man dir weiter helfen”, sagte der Mann. Henry stieg aus. Das Auto fuhr weiter. Zwei bewaffnete Roboter standen vor dem Eingang und guckten ihn böse an. Nie im Leben würde Henry da rein gehen. Ihm war das alles ein bisschen zu viel, er wollte seine Zeitmaschine aus der Tasche ziehen. Doch da war nichts.
Henry überlegte, wo er sie zuletzt gesehen hatte. Wahrscheinlich war sie ihm beim Aufprall auf der Straße aus der Tasche gerutscht. Er rannte über die Kreuzung, gelbe Drohnen mit der Aufschrift Post schwebten über ihn hinweg. Henry bog in die nächste Straße ab, da lag seine Maschine. Er hob sie auf und begutachtete sie. Oh nein! Die Maschine war beschädigt. Ein kleiner Behälter am Rand war aufgeplatzt, Flüssigkeit ergoss sich über
den Boden.
,,Das Ambroxohlydrochlorid ist ausgelaufen, ich komme nie wieder zurück!” Henry dachte fieberhaft nach. Was könnte er als Ersatz nehmen? Dann fiel ihm es ein. Ambroxohlydrochlorid ist doch der Hauptbestandteil von Hustensaft! Er suchte nach der nächstbesten Apotheke. Er stolperte in den Laden hinein und fragte: ,,Haben Sie Hustensaft?” Ein Roboter nahm ein kleines Fläschchen aus dem Regal und reichte es ihm über den Tresen.
,,Das macht dann 15 Xavin”, sagte der Roboter gelangweilt. Es war ihm gar nicht aufgefallen, die Leute bezahlten in einer ganz anderen Währung. ,,Ich kann das leider nicht bezahlen”, stotterte Henry. Er würde einbrechen müssen, einen
anderen Weg gab es nicht. Am Abend, als es stockdunkel war, schlich er zum Laden zurück. Er nahm einen Stein und schmiss ihn mit voller Wucht in die Scheibe. Sofort jaulte ein Alarm auf. Er sprang durchs Fenster und schnappte sich den Hustensaft. Er tröpfelte den Saft vorsichtig in seine Maschine. Dann stieg er durch die zertrümmerte Scheibe
zurück auf die Straße. Nun waren schon die Roboter der Polizei vor Ort. Bevor sie ihn erreichten, drückte er den roten Knopf. Alles fing zu beben an, ein lila Blitz und er stand im Wald.
Endlich zu Hause!
Jonathans Geschichte (Sonderpreis wegen besonderer Spannung)


Oskars Geschichte (Sonderpreis für besondere Witzigkeit):
Die rote Rakete
„Was machst du da? Warum sitzt du in meinen Rosen? Komm sofort wieder da raus!“, rief Toms Nachbar, Herr Maier, mit hochrotem Kopf, der sogar röter als seine Rosen war. Es war ein schwüler Sommernachmittag und Tom spielte mit seinen Freunden Verstecken. „Psst! Bitte verraten sie mich nicht.“, flüsterte er, in der Hoffnung, sein Nachbar würde ihn nicht verraten. Doch die Tatsache, dass er im Lieblingsbeet seines Nachbarn gelandet war, da war er sich sicher, würde eher nachteilig enden. Schnell verkroch er sich noch tiefer in die Rosen. Doch plötzlich gab der Boden unter ihm nach. Sofort landete er in einem etwa zwei Meter tiefen Loch. Es war davor mit Gras zugedeckt gewesen, sodass er es nicht gesehen hatte. Der Schacht hatte einen Durchmesser von beinahe eineinhalb Metern. Doch plötzlich sah er einen Tunnel, der von dem Loch abzweigte. Tom würde ohne Hilfe nicht herauskommen. Es gab nur einen Ausweg: Er musste
durch den Tunnel kriechen und hoffen, dass dieser wieder an die Oberfläche kommen würde. Der Tunnel war so
niedrig, dass er seinen Kopf einziehen musste, um hindurchzukriechen. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging
der Tunnel steil bergauf. Zum Glück war an der Wand eine Leiter angebracht. Behände kletterte Tom die Leiter hoch.
Doch er fand sich nicht im Garten seines Nachbarn wieder. Er war in einem Gebäude gelandet, wo viele technische
Geräte herumstanden, die piepsende Geräusche von sich gaben. Kein Mensch war hier in Sichtweite. Hoffentlich würde das auch so bleiben, denn er hatte wirklich keine Lust, vor dem Bewohner dieses Hauses flüchten zu müssen. Plötzlich ging eine Tür auf. Ein hochgewachsener Mann mit einer Hornbrille stand vor ihm: „Aha, da bist du ja“, wurde Tom von dem Mann begrüßt, „du fragst dich sicher, warum du hier bist, Tom.“ Dem Jungen wurde eiskalt. Woher wusste dieser wildfremde Mann seinen Namen? Und was wollte dieser Mann von ihm? Besagter sprach nun weiter: „Ich bin ein Erfinder und habe einen Plan: Ich werde auf einem anderen Planeten eine Stadt gründen, wo Kinder das Sagen haben. Schon lange habe ich dich beobachtet und gemerkt, dass du für diese Reise taugst. Wir brauchen mit der Rakete dorthin nur einen Tag. Mit an Bord bist du, ich und noch ein anderer Junge.“
Tom lief dem Mann nach, der mit hastigen Schritten durch eine Tür verschwand. Auf dieser stand in Großbuchstaben
geschrieben: ACHTUNG! NUR BETRETEN MIT FACHPERSONAL! Der Junge zögerte kurz, doch dann folgte er dem Mann vom, hoffentlich, Fachpersonal. Die Wand, mit der der Raum abgegrenzt war, war sicher stolze drei Meter dick! Ihm stockte der Atem, als er sah, wo er sich befand: Er war in einem großen, kreisrunden Raum gelandet. Die Wand war mit einer Art Alufolie versehen. Jetzt erst bemerkte er, dass er auf einem Metallpodest stand, welches kreisförmig um ein Loch führte. Unter ihm ging es lockere 20 Meter nach unten! Der Mann ging zu einem Kasten, in dem er mehrere Schalter umstellte.
Aus der Tiefe fing es an zu surren und kurz darauf schob sich ein sehr großer, länglicher Gegenstand aus der Tiefe. Es war eine rote Rakete. Der Mann steuerte nun auf eine Tür zu, die zum Vorschein gekommen war. Jetzt stoppte das
Raumschiff. Vollautomatisch glitt nun die Tür zur Seite. Dahinter konnte man ein mit unterschiedlichen Instrumenten bestücktes Cockpit erkennen. „Das hier ist das Kontrollzentrum der Rakete. Von hier aus kann ich die gesamte Raumfähre lenken. “, erklärte der Mann stolz. Aus dem Raumschiff trat jetzt ein Kind. „Hallo, ich bin Joshua. Wie heißt du?“, fragte der Junge, der anscheinend Joshua war. Tom antwortete: „Ich bin Tom. Bist du auch in ein
Erdloch gefallen?“ Erstaunt erwiderte Joshua: „Du etwa auch?“ Der Erfinder musste sie in ihrer Unterhaltung stoppen: „Die Rakete startet in wenigen Sekunden!“ Jetzt erst hörten die beiden Jungen, dass der Countdown schon gestartet hatte. Schnell stiegen sie ein und hinter ihnen glitt die Tür wieder zu. Kurz darauf war das Raumschiff am Horizont verschwunden.
Herzlichen Glückwunsch auch nochmal von der Jury der Isarautoren, die die Texte vorgesichtet hat: Meike Haas, Anna Ludwig, Iris Fedrizzi, Jessica Kremser, Veronika Wiggert, Renus Berbig, Annette Roeder, Milly Mille, Elke Satzger, Steffi Freitag, Anja Janotta und Gundi Herget. Wir freuen uns schon auf die Geschichten im nächsten Jahr!