Wir haben lange diskutieren müssen, aber nun stehen sie fest: Die diesjährigen Gewinnerinnen und die diesjährigen Gewinner unseres gemeinsamen Schreibwettbewerbs mit der Münchner Bücherschau Junior und des Friedrich Bödecker-Kreises Bayern.
Fast 50 Einsendungen haben uns in diesem Jahr erreicht. Und dann mussten wir ziemlich lange die Papiere wälzen und diskutieren und nochmal diskutieren und noch mal wälzen, bis wir sie endlich hatten: Die in unseren Augen allerbesten der besten Geschichten. Fünf Gewinnerinnen und Gewinner gibt es – die besten in drei Altersstufen und jeweils zwei Sonderpreise, weil uns an dieser Geschichte eine Sache ganz besonders gefallen hat. Und dann haben wir eine Gesamtgewinnerin. Im vergangenen Jahr hatte eine Gewinnerin aus der jüngeren Altersstufe gewonnen, dieses Jahr ist die Gesamtgewinnerin die elfjährige Philine – die in der ältesten Kategorie eingereicht hat. Unsere Schirmherrin, Checkerin Marina hat höchstpersönlich bei der Siegerehrung am 8. März im Fat Cat Philines Geschichte vorgelesen: „Missys wundersame Welt“. Philine darf sich mit ihrer Klasse auf eine exklusive Lesung mit Isarautorin Margit Ruile freuen.
Wir gratulieren ganz herzlich.
In der Altergruppe bis 7 Jahren gewann Severin, 7, mit seiner Geschichte: „Die Jagd der Affen“. In der Altersstufe 8 bis 10 Jahre steht die achtjährige Emma mit „Der Schrecken im Meer“ auf dem Treppchen. Die Geamtsiegerin Philine hatte zuvor auch in der Kategorie bis elf Jahren gewonnen. Die beiden Sonderpreise gehen an Leni, 12 Jahre alt, für „Die wundersame Schubkarre“ – wegen ihrer starken Geschichte um eine sehr ungewöhnlichen Heldin, nämlich wirklich einer Schubkarre. Und an Lea Langanke mit ihrer Idee für „Die Fantasie ist grenzenlos“ – da sagt doch schon der Titel, alles, oder? Ein Buch und eine offizielle Urkunde gab es für alle Siegergeschichten. Überreicht wurden die Urkunden und Preise von Isarautorin Meike Haas und den Israutorinnen Juliane Breinl, Elke Satzger und Anja Janotta. Unter den Gratulanten war nicht nur die Checkerin Marina, sondern auch Birgit Franz von der Münchner Bücehrschau Junior. Zuvor haben noch drei weitere Isarautorinnen Elke Satzger aus ihrem Buch „Motzpotz“, Anna Ludwig aus ihrem Buch „Tabatinga“ und Margit Ruile aus ihrem Buch „Nelumbiya“ vorgelesen.
Das ist die Geschichte der Gesamtgewinnerin Philine, 11 Jahre, die uns wegen ihrer ganz besonderen Figuren ganz besonders gefallen hat. Stark fanden wir auch, dass ein Kind den Erwachsenen die Welt erklären kann in dieser Story:
„Missys wundersame Freunde„
Missy lebte mit ihrer Familie in einem hübschen Haus am Waldrand, wo man den Fluss plätschern hörte und die Vögel
schon früh am Morgen zwitscherten. Sie hatte keine Geschwister, aber einsam war sie niemals! Missy hatte eine Gabe, die nur sie besaß. Das kleine Mädchen fing mit zwei Jahren an zu sprechen, aber sie sprach von komischen Dingen wie zum Beispiel von Schmetterfingerlingen und ihre Eltern bekamen es mit der Angst zu tun. Sie brachten Missy zu etlichen Ärzten, aber alle waren hilflos, also gaben die Eltern es auf weiter zu suchen. In Sorge waren sie dennoch. Denn mit jedem Jahr das Missy älter wurde, wurden auch die Wörter die aus ihrem Mund kamen noch seltsamer
… mit vier Jahren sprach sie von einer Blattarmee
… mit fünf sprach sie von ihrem neuen Freund Agelmagel der so etwas wie ein Igelmenschenkind, aber nur
so groß wie ein Bleistift war.
Aber an ihrem sechsten Geburtstag wurde es komplett verrückt: Erst waren es nur ein paar seltsame Namen auf Missys Gästeliste, die Missys Eltern stutzig machten. Aus allen Wolken fielen sie dann, als sie mit ihrer Tochter am Geburtstagsnachmittag alleine um die große Tafel saßen, die Missy mit ihrem gesamten Puppengeschirr eingedeckt hatte. Auf dem Tisch türmten sich frisch gebackene Törtchen, Gummischlangen, Schokodrops, Limonade in Karaffen und alles, was ein Kinderherz begehrte. Missy verteilte gerade Blumen und was sie im Wald gefunden hatte auf dem Tisch. Alle Fenster und Türen standen weit offen und der Frühlingsduft wehte in das Haus.
„Missy, du hast dir so viel Mühe gegeben mit deinem Fest! Aber wann kommen denn deine Gäste?“, fragte Missys Mutter.
Missy strahlte und zeigte um den Tisch: „Aber Mama, meine Gäste sind doch längst da!“ Ihre Eltern guckten sich verwundert an und wurden ganz klein auf ihren Stühlen. Als sich auch noch die Teekanne vor ihnen wie ein Ufo vom
Stövchen erhob und mit wackelndem Deckel ein paar Zentimeter über der Tischkante schwebte und der Kuchen
sich wie von Zauberhand selber schnitt, trauten die Eltern ihren Augen kaum. Missys Mutter kreischte mit schriller Stimme: „Hör sofort auf damit, Missy!“
Aber Missy lachte nur und wickelte sich eine regenbogenfarbige Gummischlange um die Zunge. Die Hände ihres Vaters zitterten fürchterlich, als er die Kanne nahm und aus dem offenstehenden Fenster warf.
„NEIN!“, schrie Missy und rannte zum Fenster. „Wieso hast du das gemacht?“ Tränen kullerten ihr über die Wangen. Ihre geliebte Teekanne mit der hübschen Blümchenverzierung lag in tausend Teilen im Vorgarten. Missys Eltern guckten betreten zu Boden.
Doch plötzlich hoben sich die Scherben und hüpften in einer Reihe, eine nach der anderen durch den Garten zum Fenster hinein. „Was zum Teufel?…“, riefen ihre Eltern entrüstet. „Das ist die Blattarmee.“, sagte Missy mit verweintem Gesicht, „danke, Leute!“ Gerührt lächelte sie mit Blick auf die Reihe von tanzenden Scherben, die sich über den Boden bis zum Tisch erstreckte.
„Sind das so viele?“, staunte jetzt Missys Mutter.
„Guck mal was die jetzt machen!“, quiekte Missys Vater, Missy huschte ein Lächeln übers Gesicht. Hatte sie da gerade etwas von Freude in der Stimme ihres Vaters gehört? Die Scherben angelten sich die Tischdecke hoch und bauten sich wie von Zauberhand alleine wieder zurück in die Kannenform auf. Nur noch ein paar kleine Risse waren zu sehen.
Ab diesem Tag an freundeten sich Missys Eltern mit Missys wundersamen Freunden an. Als erstes mussten die Eltern
sich daran gewöhnen das der Kuchen sich selber schnitt aber dann waren sie glücklich bis an ihr Lebensende.
WAS MISSYS ELTERN GELERNT HABEN?…
NUR WEIL WIR ETWAS NICHT SEHEN KÖNNEN, HEIST ES NOCH LANGE NICHT, DAS ES ES NICHT GIBT!
Das ist die Geschichte von Severin, dem Gruppensieger bis 7 Jahre, der seine wilde Tier-Geschichte mit ganz vielen tollen Bildern ausgestattet hat:
Die Jagd der Affen
Die Sonne schien und die Wolken waren weiß wie Marshmallows. Eine Wolke sah aus wie ein Elefant. Eine Wolke wie ein Affe. Und eine Wolke wie ein Erdmännchen. Wie passend, denn Tim machte mit seinen Eltern und seiner kleinen Schwester Nell einen Ausflug in den Zoo. Direkt beim Eingang steht das Erdmännchen-Gehege. „Da gehen wir als letztes hin“, meinte Tims Papa. „Dann holen wir euch am Ende ein Eis und während wir anstehen könnt ihr die Erdmännchen anschauen.“ Tim und Nell verbringen einen tollen Tag im Zoo. Sie sehen wie vorhin die Wolken: Elefanten und Affen, und am Ende endlich die Erdmännchen. Tim und Nell stehen alleine am Gehege. Da fragt sie ein Zoowärter: „Wollt ihr zu den Erdmännchen ins Gehege hinein? Es ist gerade Fütterungszeit. Ihr könnt mitkommen!“ Sie gehen durch eine geheime Türe hinein… Plötzlich stehen sie in einem Gang.
Sie fragen den Zoowärter ob sie denn Gang entlang gehen können. Dieser meint: „Ja natürlich!“ Doch kaum sind Tim und Nell ein paar Schritte in den Gang gegangen, biegt der um eine Kurve und weil Tim und Nell nicht auf den Boden achten, sieht keiner das Loch unter ihnen…
Sie stürzen durch das Loch in die Tiefe! Eine wilde Rutschpartie beginnt! Doch Gott sei Dank landen sie sanft im Sand des Erdmännchen-Geheges. Doch was ist das? Im dem Gehege sind gar keine Erdmännchen! Sondern entlang einer langen Metallstange sitzen viele verschiedene Vögel. Papageien, Tukans, Raben, … aber einer ist besonders auffällig, denn es ist kein normaler Vogel, sondern ein Sondervogel: Ein Greif! Er ist so groß, dass die Kinder auf seinem Rücken Platz hätten um auf ihm zu reiten. Der Greif stellt sich als „Piepsi“ vor. Tim füttert ihm ein Keks aus seiner Hosentasche und sofort sind sie Freunde. Für Piepsi ist es kein Problem, dass Tim und Nell Menschen sind. Doch für die anderen Tiere des unterirdischen Zoos leider schon. Denn nach kurzer Zeit taucht schon die Affenpolizei auf und will die Kinder festnehmen. Denn Menschen haben im magischen Zoo nichts zu suchen! Eine wilde Verfolgungsjagd beginnt!
Zuerst durch ein Tunnelsystem, dann durch verschiedene Rohre. Doch plötzlich endet ihre Flucht an einer Kante. Unter ihnen ragen aus dem Nebel die Bäume hervor. „Steigt auf meinen Rücken! Ich fliege euch in Sicherheit“ ruft Piepsi. Und mit einem großen Sprung starten sie in die Lüfte. Doch leider haben sich auch die Affen Vögel besorgt. Sie fliegen
auf Adlern. Tim und Nell und Piepsi tauchen durch die Nebeldecke. Sie wollen die Affenpolizei abhängen. Sie verstecken sich in einem hohlen Baum. Die Affenpolizei fliegt an ihnen vorbei ohne sie zu bemerken.
Doch leider muss genau in dem Moment Nell niesen. So laut, dass es in der ganzen Schlucht widerhallt. Ihr Versteck ist nicht mehr geheim. Tim und Nell werden von der Affenpolizei umstellt. Sie sagen: „Wir wollen keinen Kampf. Kommt friedlich und steigt bei uns auf die Adler, wir bringen euch zum Ausgang. Ihr müsst die Tierwelt verlassen.“ Tim
sagt zu Nell, dass das sicher nur ein Trick ist. Aber auch er will nicht kämpfen. Und so schlägt er ihnen ein Spiel vor: Gewinnen Tim und Nell dürfen sie in der Tierwelt bleiben, gewinnen die Affen verlassen sie diese sofort und kommen nie wieder. „Was für ein Spiel soll das sein?“ fragen die Affen. Tim erklärt ihnen das Spiel: In dem Stamm ist ein
Loch. Sie müssen drei Eicheln durch werfen. Wer trifft bekommt einen Punkt.
Am Ende kommt es zu einem Gleichstand. Somit wird noch ein Mal gespielt. Dieses Mal gewinnt Tim! Tim, Nell und Piepsi sind überglücklich! „Juhuu!“ freuen sie sich sehr. Die Affen sind sehr wütend, doch sie halten ihr Wort. Piepsi fragt: „Wie soll es nun weiter gehen? Bleibt ihr nun für immer bei mir in der Tierwelt?“ Da wird Tim und Nell plötzlich ganz anders zu Mute… Es war schon toll in der magischen Tierwelt. Sie haben ein spannendes Abenteuer erlebt.
Aber hier bleiben? Für immer? Ohne ihre Eltern? Nein das geht leider nicht! Tim sagt: „Tut mir leid Piepsi, wir können nicht bei dir bleiben, aber wir wollen dich gerne wieder besuchen. Jetzt, da uns die Affenpolizei nichts mehr anhaben kann, wollen wir gerne wieder kommen.“ So verabschieden sich die Kinder von Piepsi. Er ist ein bisschen traurig, aber freut sich, wenn seine Freunde bald wieder zu Besuch kommen. Tim meint: „Wir kommen sicher bald wieder. Wir
gehen ab jetzt öfter mit unseren Eltern in den Zoo. Wir kennen ja jetzt den geheimen Eingang!“ „Bis bald“ ruft Nell noch. Dann kehren sie in die Menschenwelt zurück, wo ihre Eltern schon mit dem Eis auf sie warten. Papa fragt:“ Tim was ist den das für eine komische Feder in deinem Haar?“ Nell antwortet: „Von einem Greif! Von Piepsi, der ist unser Freund.“
Das ist die Geschichte von Gruppensiegerin 8-10 Jahre Emma mit einem ziemlich menschlichen Seeungeheuer:
„Der Schrecken im Meer“
Die Sonne schien und die Wolken waren weiß wie Marshmallows. Lilli war mit ihrem Boot auf dem Weg zu ihrer Oma, die auf einer Insel lebte. Dort wollte sie nämlich eine Woche in den Sommerferien verbringen. Lillis Oma wohnte in einem großen Baumhaus, das an sechs Bäumen befestigt war. Oma und Lilli wollten zusammen schwimmen gehen und Kokosnüsse ernten. Lilli freute sich schon riesig auf die Ferienwoche. Für die Reise wohnte Lilli auf einer Art Hausboot mit Motor und Segel, mit dem sie allein unterwegs war. Plötzlich türmten sich vor ihr riesige Wellen auf. Das Boot begann zu schaukeln. Es wackelte immer stärker und kippte fast um. Aber es wehte kein Wind und kein Sturm war in Sicht. Der Himmel war immer noch hellblau. Verwundert schaute Lilli sich um. Sie blickte in das unruhige Wasser und erkannte unter der Wasseroberfläche zwei grüne Augen. Was war das?
Auf einmal tauchte aus dem Meer ein blauer Kopf mit grünen Augen auf. Er war riesig, so groß wie ein ganzes Auto! Der Kopf saß auf einem langen Hals. Im Wasser sah Lilli einen länglichen blauen Körper, groß wie ein Bus, der hinten eine große Fluke hatte, so wie ein Wal. Das Tier hatte glänzend blaue Schuppen. Vorne an seinem Körper und am Bauch saßen kleinere Flossen, Flipper, wie bei einem Delfin. Am Rücken trug es eine Finne, die hoch aus dem Wasser ragte. Lilli traute ihren Augen nicht. War das ein Seeungeheuer? „Wer bist du?“, murmelte sie vor sich hin.
Das Seeungeheuer riss sein Maul auf. Lilli erblickte viele spitze Zähne und eine rote Zunge. Wollte es Lilli angreifen oder gar verschlingen? Aber nein. Es hatte sie offensichtlich verstanden, denn es sagte: „Ich bin Fino.“ Es konnte sprechen? Ja, konnte es, und es war auch sehr neugierig, denn es fragte: „Wie heißt du?“ Lilli sagte: „Ich bin Lilli. Bist du ein Seeungeheuer?“ Darauf antwortete Fino: „Wieso ich? Ich dachte, du wärst ein Seeungeheuer.“ Verwundert fragte Lilli: „Was bist du denn sonst für ein Tier?“ „Ich bin ein Seedrache,“ antwortete Fino und fügte hinzu: „Als erstes dachte ich, du wärst auch einer. Aber dann habe ich gesehen, du bist doch ein Ungeheuer.“
Lilli war ein bisschen beleidigt. Fino erklärte: „Meine Mama hat mir erzählt, dass Seeungeheuer klein sind und in einer großen Schale im Wasser schwimmen. Sie haben nur am Kopf etwas Fell und vor allem die großen verschmutzen das Meer. Das ist soooo schrecklich!“ Empört rief Lilli: „Ich habe mit großen Schiffen nichts zu tun und möchte wirklich, dass das Meer sauber bleibt.“ Erleichtert sagte Fino: „Ach gut, dann bist du also nicht böse.“ „Nein, ich bin kein bisschen böse. Aber ich habe noch nie einen Seedrachen getroffen und dachte, du könntest ein Seeungeheuer sein,“ antwortete Lilli.„Nein, ich habe mich auch nur erschrocken. Sollen wir uns besser kennenlernen und zusammen spielen?“, fragte Fino. Lilli warf den Anker, zog sich Badesachen an und kletterte über die Badeleiter ihres Bootes ins Meer. Es machte Spaß, mit Fino zu spielen und auf ihm im Wasser zu reiten. Seine Schuppen fühlten sich etwas rau an, aber man konnte sich gut daran festhalten. Er konnte so schnell schwimmen! Deshalb verging die Zeit wie im Flug. Schon dämmerte es. „Ich muss jetzt leider gehen. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder,“ sagte Lilli. „Schade, dass du jetzt schon los musst. Lass uns was ausmachen: Immer, wenn die Wolken weiß wie Marshmallows aussehen und die Sonne scheint, treffen wir uns hier,“ schlug Fino vor. Das haben Lilli und Fino auch gemacht.
Lilli verbrachte eine tolle Woche bei ihrer Oma. Immer wenn die Sonne schien und die Wolken weiß wie Marshmallows am blauen Himmel hingen, trafen sich Lilli und Fino an der gleichen Stelle. Sie spielten zusammen und tollten im Wasser herum. Immer, wenn Lilli und Fino Müll im Wasser fanden, z. B. eine Plastikflasche oder alte Becher, fischten sie alles aus dem Wasser und Lilli nahm es mit auf ihr Boot, um es an Land ordentlich zu entsorgen. Sie wollte nämlich, dass das Meer für die Seedrachen und alle anderen Tiere schön sauber blieb. Nun wusste Lilli, dass Seedrachen alles andere als schrecklich waren. Und Fino dachte sich: „Manche Seeungeheuer sind doch supernette Menschen.“
Einer der Sonderpreise ging an Lea, 9 Jahre alt, mit einer Geschichte, in der aus einer Fantasie plötzlich ein ganz realer Brüller wird.
„Die Fantasie ist grenzenlos“
Es war bitter-brr-kalt. Die elfjährige Viona blickte müde aus dem Kinderzimmer Fenster. Sie sollte eigentlich schon längst schlafen, aber wie so oft saß sie mit Papier und bunten Stiften an ihrem Schreibtisch. Es war bereits nach Mitternacht und sie war zu erschöpft um noch weiter zu malen. Deshalb kletterte Viona leise in ihr kuscheliges Stockbett. Sie warf noch einen letzten Blick auf die vielen Bilder bevor ihr die Augen zufielen. Doch diese Nacht sollte anders werden. Sie wälzte sich hin und her, strampelte mit ihren Füßen und alles drehte sich. Überall sah sie Spiralen und Sternchen.
Am nächsten Morgen erwachte Viona aus ihrem unruhigen Schlaf voller seltsamer Visionen. Müde gähnte sie und öffnete ihre Augen, da bemerkte sie, dass sie nicht in ihrem Zimmer war, sondern alles um sie herum nur noch Schwarz war!
Auf dem Boden vor ihr stand lediglich eine Staffelei, ein spitzer Bleistift und verschiedene Farben. Auf einmal sprach eine unheimliche Stimme zu ihr. Sie war nicht sicher ob diese Stimme nur in ihrem Kopf, oder real war. Die Stimme flüsterte „Viona, Du musst malen. Male, was Dir Deine Fantasie sagt. Lausch in Dich hinein!“
Viona sah verdattert auf , obwohl das ein Traum sein musste konnte sie die Stifte und Malsachen berühren. Voller Eifer begann sie zu malen. Zuerst einen orangeroten fünfköpfigen Drachen. Er hatte gefährliche blitzende Zähne und spuckte Feuer. Sie bewunderte ihr Werk und wollte gerade den nächsten Strich auf das Papier setzen, da spürte sie warme Schuppen an ihrer Schulter.
Vorsichtig blickte sie nach oben und sah in die Augen ihres fünfköpfigen, orangeroten Drachen der eben
noch die Staffelei schmückte. Das Papier vor ihr war leer. Viona fühlte sich winzig. Das monströse Tier war bestimmt hundert mal so groß wie sie. Trotzdem kletterte sie langsam auf seinen Rücken. Der Drache spuckte Feuer und Viona lachte. Es war so cool auf einem Drachen zu reiten. Sie musste laut schreien damit er sie verstehen konnte: „Hallo, ich heiße Viona und Du?“
Der Drache gab nur ein lautes Gröhlen von sich. Viona kicherte: „Heißt das vielleicht , dass Du Brüll oder Gröhl heißt? Oder hast Du keinen Namen?“ Er schüttelte traurig seine fünf Köpfe. „Dann ist Dein Name ab jetzt Brüller! Magst Du ihn?“ Brüller schnaubte zustimmend.
„Viona, Du musst weiter malen.“ flüsterte die unheimliche Stimme.
Das Mädchen stieg vorsichtig vom Rücken des Drachen ab und legte los. Sie malte einen kleinen lila Kobold mit glänzenden Kulleraugen. Kaum war sie fertig, sprang das niedliche Geschöpf aus ihrem Bild. Vorsichtig legte der kleine Kerl seine Hand in ihre Hand. Das wird ja immer verrückter dachte Viona: „Dich taufe ich auf den Namen Knut!“ Der Kobold hüpfte vor Freude wild auf der Stelle. Dabei rollten seine Kulleraugen wild umher.
Schließlich sprang er auf den Rücken von Brüller.
Viona schnappte sich erneut Stift und Papier und begann in ihre Fantasie einzutauchen. Diesmal malte sie eine Prinzessin mit einem wunderschönen neongrünen funkelndem Kleid. Ihre rosaroten Haare waren zu festen Schneckenhörnchen geknotet und ihre Augen waren strahlend blau. Kaum war Viona fertig kam sie auch schon aus der Zeichnung geschritten und umarmte Viona.: “Hallo meine edle Schöpferin, für mich brauchst Du Dir keinen Namen ausdenken. Ich komme aus dem Norden Frankreichs und heiße Succi, eine Abkürzung für das französischen Wort für Erfolg.“ Viona sah sie fragend an: “Hab ich mir wirklich ausgedacht, dass Du sprechen kannst, wo Du herkommst und wie Du heißt?“ Succi nickte. Dann
pfiff sie und ein schneeweißes Pferd kam herbei getrabt. „Braves Wölkchen“ sagte die Prinzessin und tätschelte das wunderschöne Pferd. Viona schaute verdutzt zu.
Erneut hörte sie die Stimme: “Du musst weiter malen. Dein Schicksal ruft Dich.“ Diesmal malte sie eine dunkle Gestalt in einem schwarzen Umhang. Rote Augen schimmerten aus dem Dunkel unterhalb seiner Kapuze.
„Jetzt hat Dir Deine Fantasie einen Streich gespielt“ lachte die dunkle Gestalt höhnisch. „Ich bin Malu, der Feind der Fantasie. Soll ich Dir ein Geheimnis verraten? All diese Figuren gibt es gar nicht. Keine Prinzessin Succi mit ihrem Wölkchenpferd, keinen süßen Kobold und auch keinen Drachen. Das Alles bildest Du Dir nur ein und bald wird das sowieso keine Rolle mehr spielen.“
Er holte einen riesigen Radiergummi aus seinem dunkeln Umhang, der sogar noch größer als Brüller war. „Ich werde Euch alle verschwinden lassen. Nur eine Berührung mit ihm und ihr seid weg und mit Dir Brüller fang ich an“
Die gemeine Gestalt ging auf den Drachen zu. Brüller spuckte verzweifelt Feuer, doch Malu konnte einfach durch Flammen gehen. Knut schmiss mit Steinen nach der Gestalt aber diese prallten einfach an ihr ab. Und Prinzessin Succi schoß einen Pfeil ab aber auch dem konnte Malu mühelos ausweichen. Viona musste sich schnell etwas einfallen lassen! Aber was???
Ihr Blick fiel auf den Stapel Papier. Sie dachte scharf nach, griff zum Bleistift und zeichnete einen Zauberstab. Er sprang aus dem Bild und landete genau in ihrer Hand. Sie wedelte wild damit herum, doch es passierte nichts. Malu war mit dem Radierer fast bei Brüller angekommen. Gleich würde es zu spät sein und der fünfköpfige Drache würde für immer ausgelöscht werden. Viona hatte einen Geistesblitz : Vielleicht fehlte noch der passende Zauberspruch: „Malu lass uns in Ruh und sei fort im Nu!“
Ein heller Blitz tauchte den Raum in strahlendes Licht und ein lauter Knall war zu hören. Als sie die Augen wieder öffnete war Malu verschwunden. Nur noch schwarzer Rauch war an der Stelle zu sehen, an der er eben noch stand. Alle stürmten zu Brüller und umarmten ihn. Der Drache spuckte ein Freudenfeuer und Knut kletterte wieder auf seinen Rücken. Succi und Wölkchen klatschten Beifall.
Da tauchte die unheimliche Stimme wieder auf: “Viona, Du bist hier in deinem Kopf und musst Deinen Heimweg finden. Denk daran, dass Du jede Nacht zurückkehren kannst und alles malen kannst was Dir Deine Fantasie sagt.“
Sie ging zur Staffelei und blickte traurig zu ihren neuen Freunden: “Macht´s gut, bis morgen Nacht“ flüsterte sie . Büller, Knut, Succi und Wölkchen nickten ihr zu. Dann begann sie ihr Kinderzimmer zu malen bis sie nur noch Spiralen und Sternchen sah.
Am nächsten Morgen, als die ersten Sonnenstrahlen durchs Fenster schienen streckte sich Viona. Sie war wieder in ihrem Kinderzimmer und dachte an ihr verrücktes Abenteuer. Zu gern hätte sie gewusst, ob das alles nur ein Traum war oder wirklich passiert ist. Plötzlich pochte es laut an der Scheibe. Erstaunt drehte sie sich und und wer stand da dicht an dicht an ihrem Fenster? Es waren ihre vier selbstgemalten Freunde. Viona rieb sich die Augen , aber nein, kein Zweifel, sie
waren immer noch da-in ECHT!!!
Das konnte ja heiter werden. Es wird bestimmt nicht ganz einfach werden einen riesengroßen feuerspuckenden Drachen, einen frechen Kobold und eine wilden Prinzessin mit Wölkchen unterzubringen …
Das ist die Geschichte von Leni, 12 Jahre, die eine ganz und gar außergewöhnliche Heldin kreiert und damit einen Sonderpreis gewonnen hat:
„Die einsame Schubkarre„
Es war ein lauer Sommerabend und eine einsame Schubkarre stand in der Ecke eines Gartens herum, der einem faulem Gärtner mit braunem Daumen gehörte. Sarah, so hieß sie, stand nur da, rostete vor sich hin, langweilte sich und wollte so gerne etwas arbeiten. Nach gut 3 Jahre konnte es Sarah nicht mehr aushalten. Sie machte sich in einer
Neumondnacht auf den Weg zum Straßenrand. Das war natürlich gar nicht so einfach, denn der Garten war ja so verwildert. Überall stand Gerümpel herum, dazwischen Brombeeren und Brennnesseln. Außerdem ist die Gangart der
Schubkarre gar nicht leicht. Die hinteren Stehbeinchen hoch, ganz hoch und während sie wieder runterkommen vorne, mit der/dem Rolle/Reifen fahren. Dann, wenn beide Beinchen aufgekommen sind, wieder hoch, rollen und so weiter. Da es so mühsam war, ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie erst am Morgen an der Straße ankam. Sarah war so müde, dass sie auf der Stelle einschlief.
Auf einmal wurde sie aufgeweckt. Sie hörte eine Stimme: „Was für ein Glück, so eine wie dich brauche ich schon ewig. Schön bist du! Aber du stehst hier am Straßenrand und heute ist Sperrmülltag. Aber du bist doch viel zu schade für den Müll!“ Und Sarah begriff, dass sie gemeint war. Noch nie hatte jemand sie als schön oder brauchbar bezeichnet. Sie öffnete die Augen um zu sehen, wer sie da bewunderte. Ein Mann mit einem runden, freundlichen Gesicht, braunen Haaren und einer Latzhose stand vor Sarah und sagte: „Dann wird es wohl niemanden stören, wenn ich dich mitnehme.“ Er hob Sarah vorsichtig hoch in seinen Lieferwagen. Auf dem stand:
Finn Tanne
Gartenservice
Telefon : 0123456
Sarah beschloss Finn zu mögen. Finn schloss die Tür und sie fuhren los. Als Sarah wieder heruntergehoben wurde, sah sie ein kleines weißes Häuschen, duftende Rosen und eine Wiese voller Margeriten. In diesem wunderschönen Garten
gab es außerdem noch einen kleinen Bach, einen Teich mit Seerosen und, was Sarah am besten fand, einen Gemüsegarten. Finn schob sie zwischen den Gemüsebeeten hindurch und stellte sie schließlich an einer Schuppenwand ab. Dann ging er weg.
Neben Sarah lehnte ein Spaten, mit dem sie sich bald anfreundete. Er war eigentlich eine Spatin und hieß Ava. Von nun an arbeiteten die beiden zusammen und hatten viel Spaß dabei.
Sie hatten gemeinsam ein Erdbeerbeet angelegt. Finn erntete die Beeren und machte etwas daraus. Am Abend saßen dann alle drei zusammen am Teich, sahen in die untergehende Sonne und auf das Wasser. Und alle drei hielten ein Schüsselchen auf ihre Art und aßen ihr Lieblingsessen: Erdbeereis.
Herzlichen Glückwunsch von allen IsarautorInnen für die großartigen Ideen!